Im Zickzackkurs entlang der Südküste durch Uruguay


Reisebericht Uruguay



Einreise & Motorradimport:

Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südamerika

 

Route:

Los Canas - Mercedes -Nueva Palmira - Carmelo - Colonia del Sacramento - Kiyu - Canelones - Pedrera - Minas - Villa Serana - Aigua - Rocha - Punta del Diablo - Laguna Negra - Chuy - NP Santa Teresa - Castillos - Aguas Dulce - La Paloma - Rocha - Punta del Este - Piriapolis - Solis - Montevideo

 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.


Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

92.851 Km

Spritpreis: 

1,34 € (95 Oktan)

Währung: 

Uruguayischer Peso

 

Probleme mit den Motorrädern:

- Kettenschleifer provisorisch geflickt (Dicke Rosi)

- Ritzel gewechselt (Alperer)

- Wasserpumpe leckt -> Warten auf Ersatzteil (Dicke Rosi)

 

Stürze/ Umfaller: -

Gesundheit/ Verletzungen: -


 

 

Da es gestern Abend endlich mal nicht so spät wurde, kriechen wir heute bereits gegen 8 Uhr aus unseren Schlafsäcken, um unseren Rhythmus ein wenig umzustellen. Mittlerweile ist es nämlich bereits um halb 8 Uhr abends finster und so müssen wir in Zukunft dringend wieder früher aufstehen und abends nicht mehr so lange fahren, um rechtzeitig vor der nun schon so früh einsetzenden Dunkelheit anzukommen.

 

Nach zwei Tassen Kaffee und einem Frühstück verlassen wir unser Traum-Plätzchen schweren Herzens, doch wir freuen uns schon sehr auf die heutige Fahrt und sind gespannt, was uns in Uruguay noch so alles erwarten wird. Über die Ruta 21 fahren wir bei strahlendem Sonnenschein und herrlichem Spätsommerwetter in Richtung Süden. Weitläufige Felder, Viehweiden und riesige Silos säumen unseren Weg und wir genießen die Fahrt durch die herbstlich bunte Landschaft in vollen Zügen. Wüssten wir nicht, dass wir in einem fernen Land namens Uruguay sind, so könnte man meinen, wir fahren durch deutsche Lande, so sehr erinnert uns die Landschaft an unsere oberbayerische Heimat. In Carmelo steuern wir die schattige Uferpromenade an, wo wir eine kleine Pause machen und uns im Schatten der Bäume etwas von der Hitze des heutigen Tages erholen. Direkt neben unserem Parkplatz erspähen wir zwei wahre Oldtimer-Schätzchen, die wir ganz begeistert etwas genauer unter die Lupe nehmen.

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Camping am Ufer des Rio Uruguay in der Nähe von Fray Bentos

 

 

Am Abend biegen wir auf eine kleine Nebenstrecke ab, die uns in Richtung Atlantikküste führt. Unseren heutigen Übernachtungsplatz haben wir über die Internet-Plattform iOverlander gefunden, doch aus dem idyllischen Buschcamping-Plätzchen im Schatten eines Wäldchens direkt an der Atlantikküste wird nichts, denn als wir an den angegebenen Koordinaten ankommen, zelten dort bereits etliche Familien. Naja, zelten ist vielleicht das falsche Wort, denn uns scheint es, als würden die Menschen dort wohnen, wobei ihre Lager ziemlich verwahrlost und heruntergekommen ausschauen. Nein, hier fühlen wir uns definitiv nicht wohl und so fahren wir weiter bis in den kleinen Ort Kiyú, wo wir nach einigem Fragen auch den örtlichen Zeltplatz finden.

 

Zu unserer Freude liegt dieser direkt am Strand in nur wenigen Metern Entfernung zum Meer. Zu unserem Entsetzen herrscht auf dem langgestreckten, einen knappen Kilometer langen Zeltplatz allerdings das absolute Chaos (GPS: S34 41.778 W56 45.636). Massen von Campern, allesamt Familien mit Kindern und junge Erwachsene, drängen sich dicht an dicht. An jedem zweiten Auto läuft laute südamerikanische Musik und ohrenbetäubend laute Roller knattern den schmalen, ausgefahren Uferweg entlang. Hilfe! Wir hatten uns bereits die letzten Tage über die vielen Einheimischen Camper gewundert, denn eigentlich befinden wir uns schon längst in der Nebensaison und hatten nicht mit einem solchen Aufgebot an Mitcampern gerechnet, doch wir hatten nicht bedacht, dass in Uruguay gerade Osterferien sind und sich daher anscheinend das gesamte Land im Campingurlaub befindet. Na super! Nach einigem Suchen finden wir dann doch noch einen recht unromantischen Platz für unser Zelt auf einem schmalen erdigen Streifen direkt neben dem Weg. Schnell schlagen wir unser Eigenheim dort auf, verstauen unsere Wertsachen und machen uns mit unseren Stühlen und einer Flasche, nein halt, eher einem Tetrapak voll Rotwein bewaffnet, auf zum Strand, wo wir den herrlichen Sonnenuntergang genießen.

 

 



 

 

Für ein erfrischendes Bad in den salzigen Wellen des Atlantik ist es heute leider schon zu spät und wir sind von der Hitze des Tages und unserer Fahrt so erledigt, so dass wir nur noch ein schnelles Abendessen zubereiten, bevor wir müde und erledigt in unser Zelt fallen. Da wir in letzter Zeit wegen der immer früher einsetzenden Abenddämmerung schon zeitig zu Bett gehen, schaffen wir es morgens nun auch wieder relativ früh auf der Straße zu sein. Heute Morgen lassen wir uns allerdings etwas mehr Zeit und genießen den herrlichen Meerblick bei einer extra Tasse Kaffee, bevor wir unsere Sachen packen und uns wieder auf den Weg machen.

 

Am Eingang des Zeltplatzes halten wir noch einmal kurz an, um uns bei dem netten Pärchen, das Bea gestern Abend auf der Suche nach der Rezeption so hilfsbereit unterstützt hat, zu verabschieden. Natürlich dauert das Ganze wieder ewig, da sich mal wieder eine Menschentraube um unsere Motorräder schart und alle nach dem woher und wohin fragen und Fotos von unseren Motorrädern machen wollen. Wir sind es an sich ja gewohnt, dass unsere voll bepackten Reisegefährten eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich ziehen, doch ein derart reges Interesse wie es uns die Uruguayaner entgegen bringen, haben wir auf unserer bisherigen Reise durch Südamerika kaum erlebt. Wir freuen uns natürlich über diese positive Reaktion und stehen gerne Rede und Antwort und lassen bereitwillig kleine Kinder auf unseren Motorrädern probesitzen, während sie von ihren stolzen Eltern fotografiert werden.

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Nächtliches Abendessen vor unserem Zelt am Atlantik bei Kiyu


 

 

Irgendwann können wir uns dann aber doch los reißen. In einem großen Bogen fahren wir in nordöstlicher Richtung an Montevideo vorbei, da wir zuerst noch einige Orte im Hinterland besuchen wollen, bevor wir uns in Uruguays Hauptstadt vorarbeiten. Zum Glück herrscht auf den Straßen – mal abgesehen von ein paar Hindernissen tierischer Art - nur wenig Verkehr und so kommen wir trotz einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 km/h zügig voran.

 

In einem Ort namens Canelones, der uns mehr an ein italienisches Nudelgericht als an eine Stadt in Uruguay erinnert, legen wir auf dem Plaza eine kleine Pause ein, futtern unsere Sandwiche und erholen uns im Schatten der umliegenden Häuser von den auch heut wieder hochsommerlichen Temperaturen. Es ist erst Nachmittag, als wir im knapp 40.000 Einwohner zählenden Minas ankommen, wo wir unsere Motorräder betanken – und dabei einen super erhaltenen Kult-T1-Bus mit passendem tierischen Insassen erspähen - und uns mit frischen Lebensmitteln für den Abend sowie ausreichend Trinkwasser eindecken.

 

 


Es erstaunt uns immer wieder, was die Südamerikaner so alles zum Zelten mitschleppen


 

 

Von Minas aus fahren wir zuerst nach Norden zum Cerro Arequita, der uns von den Einheimischen als besondere Attraktion empfohlen wurde. An besagtem Ort angekommen, hält sich unsere Begeisterung allerdings in Grenzen, handelt es sich bei dem „Gipfel“ doch viel mehr nur um einen kleinen Felsvorsprung, der aus der sonst flachen Landschaft empor ragt und zu dem – Osterferien sei Dank - ganze Heerscharen an uruguayanischen Touristen pilgern. Wir beschließen uns den Wanderern nicht anzuschließen, da uns der Anblick der Felswand nicht gerade von den Socken reisst und fahren lieber weiter an einen nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen See, an dem man angeblich sehr nett zelten kann. Dort angekommen finden wir das Eingangstor jedoch verschlossen vor und ein Angestellter des Zeltplatzes erklärt uns, dass dieser wegen Überfüllung geschlossen ist. Na super! Ziemlich angenervt obgleich der Heerscharen an Urlaubern beschließen wir weiter nach Villa Serrana zu fahren. Doch zuvor bleiben wir an einer kleinen Grundschule stehen, auf deren Vorplatz einige Eltern und Lehrer selbst gebackenen Kuchen, Grillwürstel und pikante Brötchen verkaufen. Für kleines Geld erstehen wir zwei sogenannte „Torta Frittas“ die mit Thunfisch oder Käse gefüllt sind und zum Nachtisch gibt es eine Art Zwetschgendatschi und ein Stück Baiser mit Vanillepudding-Rosinen-Füllung. Mhm, lecker!

 

 


Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Brotzeitpause in Canelones
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Hier sieht man noch viele alte VW Bullies
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Cerro Arequita
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Die Grundschule verkauft Snacks für einen guten Zweck
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Camping an einem kleinen Fluss nahe Minas

 

 

Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg ins gut 20 km östlich von Minas gelegene Villa Serrana, das uns als besonders idyllisches Dorf beschrieben wurde und eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft am Ufer eines Bergsees liegen soll. Diese Beschreibung ist zwar korrekt, doch leider haben die Osterferien auch dieses an sich wirklich idyllische kleine Dorf fest in seinen Klauen. Die eigentlich herrlich kurvige Bergstrecke ist auf weiten Teilen von Autos zugeparkt und um den See findet gerade ein Handwerksmarkt statt und so tummeln sich dort hunderte von Touristen. Nnneeeeiiiinnnn!!! 

 

Als wir uns endlich mit unseren Motorrädern durch die Menge gekämpft haben, machen wir uns auf die Suche nach dem örtlichen Zeltplatz. Leider entpuppt sich dieser als echter Reinfall, denn er ist nicht wie wir gehofft hatten direkt am Seeufer, sondern in über 2 km Entfernung auf einem Berghang gelegen und nicht besonders ansprechend und obendrein auch noch sau teuer. Nein, hier wollen wir definitiv nicht bleiben. Unsere Laune sinkt zusehens und so machen wir uns schnell aus dem Staub und düsen ein gutes Stück der Strecke in Richtung Minas zurück, denn dort hatten wir von der Straße aus einen weiteren Zeltplatz am Ufer eines Flusses entdeckt. Es ist bereits relativ spät als wir endlich dort ankommen, doch zu unserer Freude ist der weitläufige Platz nicht zu überfüllt und wir finden ein sehr nettes Plätzchen direkt am Flussufer. (GPS: S34 21.609 W55 09.672) Als wir uns bei den anderen Campern nach der Rezeption erkundigen, stellt sich heraus, dass der Platz kein offizieller Zeltplatz ist und daher auch nichts kostet. Dafür hat er zwar außer einem ziemlich übel stinkenden Plumpsklo nichts zu bieten, doch das stört uns nicht weiter. Noch bevor wir unser Zelt aufschlagen, schälen wir uns aus unseren total verschwitzten, stinkenden Klamotten, werfen uns in Bikini und Badehose und stürzen uns in die kühlen, erfrischenden Fluten des kleinen Flusses. Ah, was für eine Wohltat nach einem weiteren hochsommerlich heißen Tag!

 

 


Das gruselige Klo schafft es definitiv in unsere Top 5


 

 

Eine Gruppe netter Rentner hat ein wachsames Auge auf unsere Motorräder und unsere Sachen, während wir eine ganze Weile im Wasser herum treiben und endlich wieder auf Normaltemperatur abkühlen. Ahhhh, herrlich. Frisch gebadet und mit neuem Elan stellen wir schnell unser Zelt auf, bevor wir uns etwas zu Essen kochen, während unsere uruguayanischen Campingnachbarn gerade ihre Sachen zusammen packen. Es erstaunt uns ja immer wieder, was die Südamerikaner so alles zum Zelten mitschleppen. Leider erwischt uns auch heute die Abenddämmerung wieder viel zu früh und so ist es bereits stockfinster als Bea endlich fertig gekocht hat. Wir lassen uns zwar das Essen schmecken, doch der Abwasch wird definitiv auf den nächsten Morgen verschoben. Zu unserer Verwunderung wird es im Verlauf des Abends relativ kühl und als wir uns gegen 22 Uhr in unser Zelt verziehen, zeigt das Thermometer nur noch 13 Grad an. Gut, das ist immer noch nicht kalt, doch angesichts der heißen Tagestemperaturen von um die 30 Grad überrascht uns der kühle Abend dann doch. Andererseits bleiben unsere Lebensmittel so wenigstens etwas länger frisch und auch die Temperatur im Zelt ist angenehm und so schlafen wir tief und fest.

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - So campen die Südamerikaner
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Bea "Grashüpfer" beim Kochen

 

 

Pünktlich um 7 Uhr klingelt unser Wecker und wir sind heute Morgen auch sofort auf den Beinen. Zwar ist das Wetter leicht bewölkt und windig, aber so schwitzen wir uns wenigstens keinen ab, während wir unser Nachtlager zusammen packen. Bevor es wieder auf die Straße geht, statten wir dem Klohäuschen notgedrungen noch einen allerletzten Besuch ab. Wir haben auf unserer bisherigen Reise ja schon so manch gruseliges Klo gesehen, aber dieses hier schafft es definitiv in unsere Top 5. Mal abgesehen davon, dass es einem bereits aus gut 30 m Entfernung eine steife Brise entgegen weht, die keinen Zweifel daran lässt, dass sich in dem kleinen blassgrünen Gebäude die Toiletten befinden, so ist auch der Anblick der Toiletten selbst echt übel. In einem kleinen Vorraum steht eine Blechtonne mit abgestandenem braunen Wasser und aufgeschnittenen Coca Cola Plastikflaschen als Schöpfkellen-Ersatz, während die eigentliche Toilette nur mit einem wiederlichen Stofffetzen abgehängt ist und aus nicht mehr als einem kreisrunden Loch im Betonboden besteht.

 

Anscheinend ist auch in Uruguay die Zielgenauigkeit einiger Mitbürger nicht so exakt, aber diese Erkenntnis beschleicht uns ja nicht zum ersten Mal auf unserer Reise… Das i-Tüpfelchen bildet allerdings die Kiste mit benutztem Toilettenpapier, Damenbinden und Ob´s, die neben dem Toiletten-Loch steht und die Dank hochsommerlicher Außentemperaturen von um die 30 Grad Celsius einen Duft verströmt, der bei uns trotz Mund-Atmung einen leichten Würgereiz zur Folge hat. Zitat Bea, nachdem sie von der Toilette zurück ist: „Ich glaub, der Duft da drin hat mir grad sämtliche Nasenhaare zerschmettert!“ Wie gut, dass es noch keine Duft-Videos gibt…

 

 


Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Die Toiletten nach einem langen Wochenende

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Nach diesem Toiletten-Trauma geht es endlich zurück auf die Straße. Zuerst folgen wir noch der gut ausgebauten Ruta 8, bevor wir bei Aiguá auf eine kleine, ungeteerte Nebenstrecke abbiegen. Die feste Piste lässt sich sehr gut befahren und so kommen wir zügig voran. Die kaum frequentierte Strecke führt uns durch sanftes, grasgrünes Hügelland, das uns durch die vielen großen Gesteinsbrocken, die die Wiesen und Weiden überziehen, sehr stark an das bayerische Alpenland erinnert. Nur die rostrote Erdpiste will irgendwie nicht so ganz ins Bild passen und weckt in uns eher Erinnerungen an das rote Herzen Australiens.

 

Dank des milden, wenn auch heute etwas windigen Wetters genießen wir die Fahrt in vollen Zügen und erreichen die asphaltierte Küstenstraße bereits am frühen Nachmittag. Wir folgen der Strecke durch einige größere Ortschaften und kleinere Dörfchen, fahren durch weitläufige Laubwälder, deren in bunten Rot-, Orange- und Gelbtönen leuchtenden Blätter vom nahenden Herbst künden und legen schließlich einen kurzen Zwischenstopp in dem kleinen Küstenort mit dem vielsagenden Namen Punta del Diabolo ein, um uns mit Trinkwasser einzudecken.

 

 


Wir sind froh, dass niemand diesen herrlichen Moment mit lauter Musik stört


 

 

Danach geht es weiter an die Laguna Negra, da man dort angeblich wunderbar wild campen kann. Tatsächlich haben wir heute auf Anhieb Glück, denn wir finden ein einladendes Plätzchen, das versteckt im Schatten des Uferwaldes liegt und von dem aus wir in nur wenigen Schritten am Ufer des weitläufigen Sees sind. (GPS: S34 00.840 W53 36.038). Wir kommen gerade rechtzeitig, um es uns auf einer großen Steinplatte mit toller Aussicht über den See gemütlich zu machen und der Sonne zuzuschauen, die direkt über dem weitläufigen See untergeht und die Wellen in gleißend silbernes Licht taucht. Während wir das Naturschauspiel genießen, lauschen wir dem Plätschern der Wellen, dem leisen Rascheln des Grases im Wind und den Tiergeräuschen um uns herum und sind Dankbar, dass sich außer uns keine Menschenseele weit und breit befindet, die diesen herrlichen Moment mit lauter Musik oder sonstigem Lärm stören könnte. Kaum ist die Sonne am Horizont untergegangen werden wir auch schon von eine Horde von Moskitos attackiert, die in der Kühle der Dämmerung aus ihren Verstecken hervorgekrochen kommt! Oh nein! Schnell werfen wir uns in langärmelige Kleidung, bevor wir uns ans Abendessen kochen machen. Noch lange sitzen wir auf der von der Hitze des Tages aufgewärmten Steinplatte, trinken ein kühles Bier und genießen den herrlichen Platz, die Stille und die Einsamkeit.

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Der Herbst ist angekommen
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Auf dem Weg zur Laguna Negra
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Kleine Rast am Ufer der Laguna Negra
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Bea beim Kochen mit unserem benzinkocher am Ufer der Laguna Negra - Sonnenuntergang

 

 

Da es uns gestern Abend auf der großen Steinplatte mit der tollen Aussicht so gut gefallen hat, schleppt Bea am Morgen die Zutaten für unser Frühstück wieder auf den Stein. Während wir frühstücken besprechen wir die Route für den heutigen Tag, bevor sich Bea in den Schatten einiger hoher Gräser zurück zieht und noch schnell ihr Reisetagebuch nachtippt. Danach noch schnell etwas Wasser aus dem See zum Abspülen geholt und… naja, wenn wir das Wasser aus dem See so betrachten, dann wird uns klar, warum die Uruguayaner ihm den Namen „Laguna Negra“, was so viel wie „schwarzer See“ bedeutet, gegeben haben, denn das Wasser ist eine trübe, dreckig braune Brühe. Nicht gerade das, was man sich als Abspülwasser für Geschirr wünscht, doch Bea hofft, dass eine ordentliche Portion Spülmittel nicht nur das Geschirr reinigt, sondern auch alle eventuellen Bakterien der trüben Brühe abtötet.

 

Als erstes geht es für uns zum nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Fort Santa Teresa. Im Fort angekommen stehen wir allerdings vor verschlossenen Türen, obwohl ein großes Schild am Eingang der altehrwürdigen, portugiesischen Festung verkündet, dass geöffnet ist. Das ist mal wieder typisch Südamerikanisch… Na dann müssen wir uns eben mit einigen Außenfotos der sternförmigen Anlage zufrieden geben, deren meterdicke Mauern mit leuchtend orangefarbenem Moos überzogen sind.

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Reisebericht aktualisieren - Ufer der Laguna Negra


 

 

Danach drehen wir noch eine Runde durch den gleichnamigen Nationalpark, der das Fort umgibt. Zuerst statten wir einem der einsamen Strände, für den der Park berühmt ist, einen Besuch ab und tatsächlich, der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen. Über einige Sanddünen laufen wir hinab an den mehrere hundert Meter langen, menschenleeren Strand und genießen die Aussicht auf das rauschende Meer und den sonnigen und fast wolkenlosen Spätsommerhimmel. Auf dem Rückweg aus dem Park halten wir ein weiteres Mal an, als wir linkerhand neben der Straße ein altes Gewächshaus und eine weitere etwas merkwürdig anmutende Konstruktion aus langen dünnen Holzstangen erspähen. Im Inneren des Gewächshauses ist es schwülwarm und die Luft ist feucht und schwer. Überall stehen Pflanzen herum, Wasser plätschert und aus Lautsprechern ertönt sanfte Musik. Einige der Pflanzen scheinen das Glasdach der in die Jahre gekommenen Hauptkuppel durchstoßen zu haben und ragen oben hinaus. Das alte Gebäude, deren Innenräume mit grünem Dickicht gefüllt sind, versprüht einen merkwürdigen Charme und ein wenig haben wir das Gefühl, als wären wir in einem Endzeit-Science-Fiction-Film gelandet, in dem es seit Jahrzehnten keine Menschen mehr auf der Erde gibt und in dem sich die Natur ihren angestammten Platz langsam wieder zurück erobert...

 

 

Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Parque Nacional de Santa Teresa - Blick auf den Atlantik



 

 

Nach so viel Endzeit-Stimmung werden wir von zwei Wasserschweinen überrascht, die sich in einem der beiden Teiche vor dem Gewächshaus tummeln und sich gerade auf einer kleinen Insel in der Mitte des Teiches sonnen. Als sie uns erblicken, flüchten sie ins Wasser, doch anscheinend stufen sie uns nicht als Gefahr ein, denn wenig später klettern sie schon wieder auf die Insel und vertiefen sich wieder in die Futteraufnahme.

 

Die weitläufige, gepflegte Parkanlage führt vorbei an weiteren Teichen, Wasserspielen und einladenden alten Gebäuden und wir genießen den kurzen Spaziergang durch die gepflegte Anlage. Es ist bereits früher Nachmittag als wir zurück auf der Ruta 9 sind und uns auf machen in Richtung Süd-Westen. Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke am Meer entlang führt, doch leider verläuft sie einige Kilometer weit im Landesinneren und so bekommen wir nur weitläufige Viehweiden, Felder und palmenbewachsene Wiesen zu Gesicht.

 

 


Nach fünf Tagen Buschcamping muffen wir mittlerweile doch schon deutlich


 

 

Am Abend steuern wir La Paloma an, das als netter Badeort gepriesen wird, doch da die Osterferien seit zwei Tagen zu Ende sind, wirkt der Ort wie ausgestorben. Die meisten Ferienanlagen sind verwaist und auch der örtliche Zeltplatz, auf dem wir eigentlich eine Nacht verbringen wollten, da wir dringend mal wieder eine ordentliche Dusche brauchen, hat geschlossen. Na super! Durch Zufall kommen wir auf der weiteren Strecke an einem direkt an der Hauptstraße gelegenen Campingplatz vorbei, der noch geöffnet hat. Da wir die einzigen Gäste des nicht mehr ganz so frischen Platzes sind, haben wir zumindest freie Platzwahl und so quartieren wir uns direkt neben den Duschen und der Administration ein. So haben wir keine weiten Wege zu laufen und auch das WiFi reicht bis zu unserem Zelt. Na immerhin! Als erstes stürmen wir die Gott sei Dank heißen Duschen, denn nach fünf Tagen Buschcamping muffen wir mittlerweile doch schon deutlich. Zu unserer Überraschung handelt es sich bei der Dusche um eine Dusch-Klo-Kombination, denn fast direkt über der Toilette ist der Duschkopf befestigt. Na prima, das ist ja lecker! Wiedererwartend klappt das Duschen trotzdem ganz gut, nur als Bea ihre Beine rasieren will und sich nach unten beugt, hängt ihre Nase fast in der Kloschüssel, da die Kabine relativ eng ist. Mahlzeit!

 

 


Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Strecke nach La Paloma
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Camping in der Nähe von La Paloma
Uruguay - Südamerika - Reise - Motorrad - Honda Transalp - Camping in der Nähe von La Paloma - Dusche und Toilette in einem

 

 

Als nächstes werden unsere Computer ausgepackt. Wir hatten seit über einer Woche kein Internet mehr und so quillt unser Postfach über mit neuen Nachrichten und auch unsere Eltern, die in Ermangelung eines Lebenszeichens von uns schon langsam etwas unruhig wurden, haben sich gemeldet und so verbringen wir den Abend dann eben nicht am Meer sondern vor den Computern.

 

Eigentlich hatten wir vor, uns die nächsten Tage langsam an der Küste entlang in Richtung Montevideo vorzuarbeiten, doch da wir gestern Abend nicht mit unseren Internet-Aufgaben fertig geworden sind, beschließen wir eine weitere Nacht auf dem Zeltplatz zu bleiben und Strom und Internet zu nutzen, um noch einige weitere Aufgaben abzuarbeiten. Während wir den ganzen Tag über fleißig in die Tasten hauen, leistet uns ein junges Kätzchen Gesellschaft, dass große Freude daran findet, uns ständig in die Hände zu beißen oder uns Essen vom Tisch zu klauen. Was für ein dreistes Katzending. Außerdem kommen immer wieder einige mutige Wildvögel zu Besuch, die die heruntergefallenen Brotkrümel und Essensreste um unseren Tisch herum aufpicken. Am späten Nachmittag düst Helmut dann noch einmal kurz los, um im nächsten, knapp 10 km vom Zeltplatz entfernten Ort, Lebensmittel fürs Abendessen zu besorgen. Auf Grund der heißen Temperaturen der letzten Tage können wir kaum noch auf Vorrat kaufen, da alle frischen Lebensmittel sofort verderben. Den Abend verbringen wir bei einem schnellen Abendessen und einem kühlen Glas Bier ebenfalls vor den Computern, da der Zeltplatz in einigen hundert Metern vom Meer entfernt liegt und wir nicht sonderlich motiviert sind unsere Stühle und Getränke so weit zu schleppen.

 

 

 

 

Heute Morgen machen wir uns bei herrlichem Spätsommerwetter auf nach Südwesten und folgen der kleinen Küstenstraße Ruta 93 vorbei an einfachen kleinen Fischerdörfern, die sich an der Atlantikküste aneinander reihen. Am frühen Nachmittag erspähen wir dann schon von weitem die Hochhäuser, die sich am Horizont in den Himmel recken und den Küstenort Punta del Este, der auch das Monaco Südamerikas genannt wird, ankündigen. Desto näher wir dem angesagtesten Badeort der südlichen Atlantikküste kommen, desto moderner und luxuriöser werden die Strandhäuser und irgendwann reihen sich elegante Villen im europäischen Stil aneinander und wir staunen nicht schlecht über so viel Luxus, wie wir ihn auf unserer bisherigen Reise durch Südamerika noch nie zuvor gesehen haben.

 

 



 

 

Punta del Este selbst gefällt uns persönlich nicht so gut, denn hier reihen sich weiße Hotelburgen mit gläsernen Balkonen aneinander und teure Markenboutiquen wie Tommy Hilfiger & Co. geben sich die Klinke in die Hand. Trotzdem beschließen wir am Jachthafen anzuhalten und eine kurze Pause zu machen. Während wir in einigen Metern Entfernung vom Pier einen Fischer beobachten, der augenscheinlich gerade den Fang des Tages ausnimmt, hören wir hinter ihm im Wasser komische Schnauf- und Planschgeräusche und als wir näher hinsehen entdecken wir einige riesige Seelöwen, die direkt im Wasser der Uferpromenade treiben und auf die Fischabfälle warten, die der Fischer immer wieder ins Wasser wirft. Wir sind begeistert diese gigantischen Kolosse mit ihren riesigen Schädeln und respekteinflößenden Hauern aus nächster Nähe beobachten zu können. Immer wieder attackieren sich die Tiere gegenseitig, um den besten Platz zu ergattern und geben dabei tiefe Drohlaute von sich oder blasen Wasser mit großem Druck durch ihre aufgeblähten Nüstern. Wow! Irgendwann müssen wir uns dann aber doch von diesem tierischen Erlebnis der ganz besonderen Art losreißen, denn es ist bereits später Nachmittag und wir haben noch ein bisschen Strecke vor uns.

 

 

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Kommentare: 8
  • #8

    Nelson (Donnerstag, 13 August 2015 16:58)

    Hello Bea, I am Nelson, the man you talked to at Tienda Inglesa's motorbike parking lot whilst shopping in the supermarket (in Lagomar, Costa de Oro) . I have thoroughly read your survey amd found most of your comments remarkably accurate, as well as honest. I hope you both are doing fine,wherever you may happen to be now. Please give my regards to Helle on your excellent work. Have a safe ride!!!

  • #7

    Michael (Freitag, 19 Juni 2015 08:03)

    Was für ein toller Reisebericht. SUPER. Wir reisen in unseren Gedanken mit.
    Hier findet ihr die sehr lesenswerten motorcycle diaries von Che Guevara als pdf und umsonst. Kein schlechter Stoff wenn man durch south america tourt.
    https://www.marxists.org/archive/guevara/1952/motorcycle-diaries/

  • #6

    Jerry (Donnerstag, 11 Juni 2015 15:04)

    Hallo Ihr Beiden,
    wieder ein super Bericht - wie aber eigentlich ja immer ;-)
    Vor allem auch das Sonnenuntergangsphoto am Laguna Negra, einfach nur der Hammer.
    Habt weiter viel Spaß und bleibt gesund !!

  • #5

    Jerry (Donnerstag, 11 Juni 2015 15:04)

    Hallo Ihr Beiden,
    wieder ein super Bericht - wie aber eigentlich ja immer ;-)
    Vor allem auch das Sonnenuntergangsphoto am Laguna Negra, einfach nur der Hammer.
    Habt weiter viel Spaß und bleibt gesund !!

  • #4

    Bea & Helmut (Mittwoch, 03 Juni 2015 23:59)

    Vielen Dank für das viele Lob für unseren neuen Reisebericht! Das freut uns sehr! :-)
    @Andreas: Viel Spaß auf dem diesjährigen TT Travel Event! Wir hatten letztes Jahr super viel Spaß dort und freuen uns, wenn wir das nächste Mal wieder selbst wieder dabei sein können! Trink ein Bier auf uns mit! :-)
    @Sylvia: Danke dir! Wie geht´s euch, schon wieder zu Hause "eingelebt"? Schöne Grüße auch an Heiko!

  • #3

    Sylvia (Dienstag, 02 Juni 2015 21:39)

    Fleißig, fleißig. Ein sehr eindrucksvoller Beitrag. Mehr davon!

  • #2

    Andreas aus Murnau (Montag, 01 Juni 2015 23:32)

    Hi, vielen Dank für Eure tollen Berichte. Ich freue mich immer riesig wenn es wieder einen neuen gibt. Es ist schon ein fester, wöchentlicher Programmpunkt bei mir. Ich bewundere eure Ausdauer was die Berichte von Unterwegs angeht. Übrigens am 12.06.15 fahre ich wieder auf das Touratech Travel Event. Letztes Jahr haben Helmut und ich uns dort kurz gesprochen.(Kannst dich vielleicht erinnern, war auf einer gelben Adventure unterwegs und hab dich auf dem Zeltplatz angesprochen). Jedenfalls vielen Dank nochmals für die schönen Berichte und eine sichere Fahrt wünsche ich Euch. Grüße aus Murnau.

  • #1

    Frank (aus Sachsen) (Montag, 01 Juni 2015 18:31)

    Danke Ihr Beiden für den Bericht.
    Herrlich!

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