Der Alltag einer Motorrad Weltreise


Reisebericht Neuseeland



Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Neuseeland

Route:
Okato - New Plymouth - Waitara - Mokau - Piopio - Te Kuiti - Otorohanga - Te Awamutu - Ohaupo - Hamilton

 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.

Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

71.755 Km

Spritpreis: 

1,30 € (91 Oktan)
         
Währung: 

Neuseeland Dollar

Probleme mit den Motorrädern:
- Hinterreifen gegen gebrauchten Reifen ersetzt (Alperer)
- Vorderreifen gegen gebrauchten Reifen ersetzt (Dicke Rosi)
- Kofferscharniere umgebaut (beide Motorräder)
- Koffer rechts ausgebogen (Dicke Rosi)
 
Stürze/ Umfaller: -

Gesundheit/ Verletzungen: -


 

 

Heimo und Renate sind schon früh auf den Beinen, denn die Hotelgäste wollen mit Frühstück versorgt werden. Als wir gegen 9 Uhr auch endlich in den Frühstücksraum kommen um etwas zu frühstücken, fühlen wir uns schon fast schlecht, als wir das große, leckere Frühstücksbuffet sehen. So viel Luxus hatten wir ja schon ewig nicht mehr! Da heute doch die Ausläufer des tropischen Wirbelsturms „Lucy“ zu spüren sind – es stürmt und regnet was nur runter geht – sind wir echt froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Wir verbringen den Tag vor den Rechnern und nutzen unsere Unterkunft um kräftig in die Tasten zu Hauen und etliche Computeraufgaben abzuarbeiten.

 

Heimo und Renate sind mit ihrem Hotel und Restaurant ziemlich eingespannt und so sehen wir sie erst am Abend wieder, wo wir zusammen Brotzeit machen und einen sehr netten Abend mit den beiden verbringen. Sie erzählen uns im Übrigen auch, dass sie hier in Okato seit der Zeit vor etwa 2 Monaten, als wir sie das erste Mal besucht hatten, so gut wie keinen Regen mehr hatten und sich deshalb sehr freuen, dass es nun nach so langer Zeit endlich wieder regnet. Na prima, irgendwie haben wir mit unserer Streckenwahl definitiv etwas falsch gemacht, denn wir konnten uns in letzter Zeit definitiv nicht über mangelnden Regen beklagen!

 

 

 

 

Da wir heute in Richtung Norden aufbrechen wollen, verwundert es uns nicht, als wir am Morgen beim Blick aus dem Fenster feststellen müssen, dass es… ja was wohl… na regnet natürlich! Das war ja mal wieder klar. Zuerst überlegen wir, den Regen auszusitzen und etwas später loszufahren, doch als es um 10 Uhr vormittags noch immer regnet und auch der Wetterbericht bis zum Nachmittag keine Wetteränderung voraussagt, beschließen wir in den sauren Apfel zu beißen, uns in unsere Regenkombis zu werfen und unsere Motorräder mal wieder im strömenden Regen zu bepacken. Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung von Heimo und Renate machen wir uns auf den Weg Richtung Norden.

 

 

Neuseeland - Motorrad - Reise - Stony River und Timetoride

 

 

Eigentlich hatten wir geplant ab Awakino einen kleinen Offroad-Track entlang der Westküste zu nehmen und eventuell dort noch einmal wild zu campen, doch in Anbetracht des schlechten Wetters verwerfen wir diesen Plan und steuern schnurstracks auf Hamilton zu, wo wir Paul noch einmal besuchen wollen.

 

In einigen der Ortschaften auf dem Weg Richtung Hamilton stoppen wir bei den örtlichen Motorradhändlern und fragen nach gebrauchen Reifen, denn der Hinterreifen des „Alperer´s“ macht es nicht mehr lange und auch der Vorderreifen der „Dicken Rosi“ gehört bald mal gewechselt. Doch da uns die Preise für gute Reifen hier in Neuseeland deutlich zu teuer sind – ein Satz Reifen kann gut 500 Dollar kosten! - wollen wir für die letzten 1.500 km, die wir auf der Nordinsel noch zurücklegen wollen, keine teuren Neureifen mehr kaufen. Leider verläuft unsere Suche nach günstigen Gebrauchtreifen ziemlich erfolglos, denn entweder haben die Händler nicht die passenden Größen da oder jemand hat „zufällig“ gerade erst alle für unsere Motorräder geeigneten Reifen abgeholt. Schade.

 

Es ist bereits früher Abend, als wir in Hamilton ankommen. Bevor wir allerdings zu Paul fahren, düsen wir noch schnell an einem Supermarkt vorbei, um ein paar Lebensmittel fürs Abendessen sowie einen Karton Bier zu besorgen. Als Bea nach ein paar Minuten wieder aus dem Geschäft kommt, hat sie zwar die Lebensmittel dabei… das Bier fehlt allerdings. Nein, es liegt nicht daran, dass Bea bereits an Alzheimer leidet und sich die wirklich wichtigen Dinge nicht mehr merken kann, vielmehr wollte man ihr das Bier nicht verkaufen! Alle Personen die ausschauen als wären sie unter 25 müssen in Neuseeland ihren Ausweis vorweisen, wenn sie Alkohol kaufen wollen und da Bea ihren Reisepass natürlich nicht dabei hatte, gab´s auch kein Bier. In Anbetracht ihres erst kürzlichen einunddreißigsten Geburtstags nimmt Bea der Kassiererin ihre Frage aber überhaupt nicht übel und freut sich eher wie ein Schneekönig, dass sie es doch noch mal erleben darf beim Einkauf von Alkohol nach dem Ausweis gefragt zu werden! Als wir etwas später bei Paul auftauchen, ist die Wiedersehensfreude groß und so verbringen wir einen sehr netten Abend mit ihm.

 

 


Die Welt der Motorradreisenden ist ein Dorf


 

 

Während Bea sich am nächsten Morgen mal wieder um ihre Computerarbeit kümmert, düsen Paul und Helmut in die Stadt, um einige Schrauben, Gummis und anderes Zeug zu besorgen, dass Helmut für unsere Motorräder braucht. Da Paul´s Motorrad im Moment ohne Reifen in der Garage steht und unglücklicherweise auch sein Auto ausgerechnet an diesem Vortag nicht mehr anspringen wollte und zu einer Autowerkstatt abgeschleppt werden musste, bleibt Paul nichts anderes übrig als mit Bea´s „Dicker Rosi“ zu fahren. Für ihn als eingefleischten BMW-Fahrer eine echte Überwindung. Helmut hingegen ist total begeistert, dass Paul nun endlich mal die Gelegenheit bekommt ein „richtiges“ Motorrad zu fahren. Aber bei diesem kleinen Honda-Ausflug bleibt es für Paul am heutigen Tage nicht, denn am Nachmittag ruft die Werkstatt an, dass sein Auto bereit zur Abholung sei.

 

 



 

 

Nun heißt es für Paul und Helmut zusammen auf EINEM Motorrad ab zur Autowerkstatt. Da wir ja keine Sozius-Fußrasten an unseren Motorrädern haben ist Paul so verunsichert, dass schließlich Helle den Sozius spielt, während Paul fährt. Naja, ob das wohl gut geht…? Keine halbe Stunde später sind die beiden wieder zurück. Alles ist gut gegangen. Mensch und Maschine sind heil geblieben. Gott sei Dank.

 

Am späten Nachmittag fahren wir dann alle zusammen zum örtlichen BMW-Händler um Paul´s Felgen und Reifen abzuholen. Außerdem erkundigen wir uns dort auch, ob sie nicht zufällig einen gebrauchten Vorderreifen für uns haben. Leider haben sie aber auch hier nur 19 Zoll Vorderreifen im Angebot. Wie schade. Aber zumindest kann Helmut Paul´s alten Hinterreifen haben, denn der hat immer noch ordentlich Profil drauf um den „Alperer“ sicher durch die letzten Kilometer auf der Nordinsel zu bringen. Da auf der anderen Straßenseite ein Suzuki/KTM Händler ist, versuchen wir auch dort noch unser Glück und siehe da, wir bekommen einen gebrauchten 21 Zoll Vorderreifen geschenkt! Dass es mehr ein Straßenreifen denn ein Stollenreifen ist, macht nichts, denn wir haben während unserer restlichen Zeit in Neuseeland nicht mehr vor so viel Offroad zu fahren und für ein paar Kiessträßchen tut es dieser Reifen allemal. Und außerdem, wie heißt es doch so schön „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!“

 

Heute steht Helmut einiges an Arbeit bevor, denn er muss den Hinterreifen an seinen „Alperer“ sowie den Vorderreifen an Bea´s „Dicke Rosi“ aufziehen. Was für eine Freude! Aber nach einigen Stunden Plackerei haben unsere Motorräder wieder ordentlich Gummi und sind bereit für unsere restliche Reise durch den Norden Neuseelands. Sehr gut. Hier gibt´s den Bildbeweis, dass bei uns auf jeden Fall nichts verschwendet wird.

 

 

 

 

Außerdem kommen heute auch die Schrauben zum Einsatz, die Helmut gestern schon besorgt hatte. Er ersetzt nämlich die Nieten der Kofferdeckel-Scharniere gegen Schrauben, damit die Deckel in Zukunft abnehmbar sind und die Scharniere insgesamt stabiler werden. Außerdem müssen Bea´s rechter Koffer sowie Deckel mal wieder ausgebeult werden, da sie bei ihrem Sturz vor einigen Tagen ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zu guter Letzt noch Öl nachgefüllt, dann war´s das mit Helmut´s Schrauberaktivitäten für heute. Während Helmut fleißig in der Garage an unseren Motorrädern schraubt, verbringt Bea die Zeit zusammen mit Paul vor dem Computer, da sie ihm beim Ausfüllen seines Russischen Visums und noch einigen weiteren organisatorischen Dingen bezüglich seiner bevorstehenden Motorradreise behilflich ist.

 

Als Bea etwas später die Reparaturen an der „Dicken Rosi“ begutachtet, hören wir plötzlich ein Hämmern aus dem ersten Stock und wir wundern uns schon, was Paul schon wieder treibt… als wir etwas später zu ihm stoßen können wir allerdings unseren Augen kaum trauen! Hat er doch glatt das neue Zelt, das er sich am Vortag gekauft hatte, in seinem WOHNZIMMER aufgestellt. Wer jetzt glaubt, dass das doch nicht so ungewöhnlich sei, der sollte einen genauen Blick auf das Bild werfen, denn Paul hat die Abspannschnüre des Zelts mit Nägeln IN den Wohnzimmerteppich genagelt! Die sind doch verrückt, die Kiwis!

 

 

Neuseeland - Motorrad - Reise - Zelt im Haus aufgestellt und angenagelt
Neuseeland - Motorrad - Reise - Zelt im Haus aufgestellt und angenagelt

 

 

Außerdem nutzen wir die Gelegenheit und fahren am Nachmittag in die Innenstadt von Hamilton, wo wir einem Outdoor-Geschäft einen Besuch abstatten. Wir schlagen uns nämlich seit knapp zwei Wochen mal wieder mit einer kaputten Isomatte herum. Leider ist das bereits die dritte kaputte Isomatte auf unserer Reise und das Problem ist immer dasselbe, denn die Luftkammern im oberen Bereich der Matte beginnen irgendwann einfach aufzuplatzen und eine riesige Blase zu bilden, auf der man nicht mehr schlafen kann.  Sobald man sich nämlich auf die Matte legt, wird die ganze Luft in die Blase gedrückt, die sich natürlich dann immer weiter ausweitet und man liegt somit auf dem Boden.

 

 


Eine Einladung zu ungewohntem Luxus


 

 

Die letzten knapp zwei Wochen hatten wir uns wieder einmal jede Nacht mit auf dem Boden schlafen abgewechselt, da wir bisher noch kein Sportgeschäft auftreiben konnten, in dem wir die Matte hätten reklamieren können. Bisher zeigte sich der Hersteller jedoch sehr kulant und auch diesmal können wir die Matte in einem Outdoor-Geschäft ohne großes Tam-Tam auf Garantie gegen eine Neue tauschen. Trotzdem ist das ganze eine ärgerliche Sache, denn auf Reisen ein Outdoor-Geschäft zu finden, dass das defekte Equipment nicht nur austauscht sondern auch den benötigten Ersatz gleich auf Lager hat, ist fast wie ein Sechser im Lotto! Schon öfters wurde uns nämlich von Herstellern mitgeteilt, wir sollten das defekte Equipment doch bei dem Geschäft abgeben, wo wir es gekauft haben. Dann würde es eingeschickt, überprüft und uns dann ein neues Produkt zugesandt. Das wir auf Weltreise sind und dieser Vorschlag definitiv NICHT funktioniert scheint für viele Firmen allerdings keine Rolle zu spielen. Aber naja, dass sind eben die alltäglichen „Probleme“ mit denen man sich auf einer Weltreise so herumschlagen muss.

 

 


 

 

An unserem letzten Abend bei Paul in Hamilton werden wir spontan von Paul´s Nachbarn David in seinen Whirlpool eingeladen. Na bei so einem Angebot sagen wir natürlich nicht nein und so stapfen wir gegen 20 Uhr bewaffnet mit ein paar Flaschen Bier in Richtung Nachbarhaus, wo wir nicht schlecht staunen, als wir vor David´s Whirlpool stehen, denn das Ding ist echt riesig! Als wir in das heiße Blubberbad gleiten, fühlen wir uns gleich völlig tiefenentspannt. Ach, das Leben kann soooo schön sein!

 

 

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