Das perfekte Ziel für einen entspannten Motorrad Urlaub
Wenn wir die Tschechische Republik aus den Augen eines Motorradfahrers beschreiben sollten, dann kommen uns zwar keine weltberühmten Pässe wie das Stilfser Joch in den Sinn. Warum unser Nachbarland für uns dennoch ein perfektes Ziel für eine Motorradtour ist und welche verborgenen Schätze das auf den ersten Blick vielleicht eher unscheinbare Land für uns bereit hält, darüber berichten wir dir in diesem Reisebericht.
Dieser Reisebericht erschien in der Ausgabe November 2020 des Tourenfahrer Magazins. Wenn du dich fürs Motorradreisen in Europa und der Welt sowie Tests & Technik interessierst, dann können wir dir das Magazin nur wärmstens empfehlen!
Die Tschechische Republik besticht mit herrlich unberührter Natur, weitläufigen Wäldern und tausenden von Seen. In den Dörfer ticken die Uhren noch etwas anders und viel der Orte versprühen einen gewissen „Ost Charme“. Auf der anderen Seite hat das Land aber auch pulsierende Metropolen, historische Architektur, einzigartige Naturlandschaften und die wohl einzige Höhlenbar zu bieten, in der man mit seinem Motorrad am Tresen vor fahren und sich ein Bier bestellen kann.
Aber nun der Reihe nach!
Unsere Motorradtour beginnt im Südosten des Landes nur unweit des weitläufigen Lipno Stausees. Die Region am Rande des Šumava Nationalparks – dem tschechischen Teil des Nationalparks Bayerischer Wald – ist bei Motorradfahrern sowie Rad- und Wassersportlern gleichermaßen beliebt und dementsprechend touristisch erschlossen. Und doch bemerken wir nur wenige Kilometer nach der Grenze, dass wir uns nicht mehr in Deutschland befinden. Die Landschaft wird sofort weitläufiger, die Dörfer liegen viel weiter auseinander und am Straßenrand bieten die Einheimischen an kleinen Ständen alles an, was die aktuelle Saison gerade her gibt. Im Frühling sind es hauptsächlich Beeren, im Sommer ein reichhaltiges Angebot an regionalem Obst und Gemüse und im Herbst, wenn wieder Pilzsaison ist, bekommt man an den kleinen Ständen die besten und frischesten Steinpilze und Eierschwammerl, die man sich vorstellen kann!
Vom Stausee aus folgen wir dem Flusslauf der Moldau in Richtung Norden. Die Strecke windet sich in sanften Kehren immer am Fluss entlang und macht eine wahre Freude auf den Motorrädern. Nach rund 40 km erreichen wir die auf den ersten Blick eher unscheinbare Kleinstadt Český Krumlov. Doch wenn man die eher tristen Betonbauten der „Neustadt“ erst einmal passiert hat, eröffnet sich einem mit der direkt an einer Moldau-Schleife gelegenen Altstadt ein wahres Kleinod.
Český Krumlov – weltberühmte Altstadt an der Moldau
Durch einen Durchgang in der imposanten, mehrstöckigen Mantelbrücke, die den Burggraben des gleichnamigen Schloss Český Krumlov überspannt, gelangt man hinab zur Moldau-Schleife. Über mehrere steinerne Brücken ist die auf einer Halbinsel gelegene Altstadt mit den restlichen Stadtteilen verbunden. Ein Bummel durch die kleinen Gassen, entlang der liebevoll renovierten Gebäude – viele davon stammen aus dem 16. Jahrhundert – und ein Besuch in einer der unzähligen rustikalen Gaststätten, in denen gut bürgerliche böhmische Küche und reichlich frisch gezapftes Bier serviert werden, sind ein Muss.
Auch ein Besuch des Schlosses Český Krumlov, das um 1240 errichtet wurde, lohnt sich. Das Schloss, das sich über fünf Schloßhöfe erstreckt, thront erhaben auf einer langgezogenen Felsenzunge oberhalb der Altstadt. Sowohl von der Mantelbrücke als auch vom Schlossturm aus hat man eine herrliche Aussicht über die Moldau-Schleife und den historischen Stadtkern von Krumau, der seit 1992 zum UNESCO-Welterbe zählt.
So kommt es, dass wir anstelle nur eine schnelle Runde durch die Altstadt und das Schloss zu drehen, die Zeit total vergessen und auch nach mehreren Stunden noch voller Begeisterung jede Gasse, jeden Winkel und jedes Burgverlies erkunden. Zum Glück liegt nur unweit vor den Toren der Stadt ein uriger kleiner Campingplatz direkt am Ufer der Moldau. Schnell ist unser Zelt aufgestellt und wir lassen den Tag bei einem Pilsner Urquell – dem ersten Lagerbier, dass seit 1842 nach original Pilsner Brauart hergestellte wird – ausklingen.
Anstelle des bekannten Sprichworts „Alle Wege führen nach Rom“ könnte es im Westen der Tschechischen Republik viel treffender „Alle Wege führen nach Prag“ lauten. Denn bei einem Blick auf die Straßenkarte sticht sofort das sternförmige Straßennetz mit Prag als dessen Mittelpunkt ins Auge. Neben den großen Autobahnen und Fernstraßen finden sich aber auch unendlich viele kleine und kleinste Sträßchen, die oft nur einspurig durch die weitläufige, landwirtschaftlich geprägte Landschaft führen. Es rentiert sich, hier etwas mehr Zeit mitzubringen und auf den kleinen Nebenstraßen Richtung Landeshauptstadt zu fahren. Oft führen die schmalen Straßen durch wunderschöne Alleen mit uraltem Baumbestand und vorbei an kleinen Dörfern, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Vor den alten, mit bunt gestrichenem Holz vertäfelten Bauernhäusern sitzen die alten Leute auf der Sommerbank und winken uns freundlich zu, wenn wir sie beim vorbei Fahren grüßen. Kaum ein Dorf, das nicht auch einen zentral gelegenen Weiher besitzt, an dem sich die Kinder zum Spielen treffen und uns mit eindeutiger Handbewegung auffordern, beim vorbei fahren ordentlich Gas zu geben und die Motoren unserer Bike aufheulen zu lassen – wenn das bei unseren alten Transalps nur nicht so nach Traktor klingen würde!
So kommt es, dass wir anstelle der von unserem Navi berechneten 2 ½ Stunden, die wir auf direktem Weg von Český Krumlov in die Landeshauptstadt bräuchten, gleich mehrere Tage und noch einige spannende Zwischenstopps mehr bis nach Prag unterwegs sind.
Zu Besuch in Tschechiens pulsierender Hauptstadt Prag
Mit rund 1,3 Millionen Einwohnern ist Prag nicht nur die größte Stadt der Tschechischen Republik, sondern zugleich auch die Hauptstadt. Außerdem könnte Prag glatt als „große Schwester“ Krumlov´s durchgehen, denn auch die Prager Altstadt breitet sich zu beiden Seiten der Moldau aus, ist über mehrere Brücken miteinander verbunden und gehört dank der Vielzahl an wunderschönen und gut erhaltenen historischen Bauwerke ebenfalls seit vielen Jahren zum UNESCO-Welterbe.
Während Motorrad und Zelt auf einem mitten auf einer langgezogenen Moldau-Insel gelegenen Campingplatz sicher abgestellt sind, bringt uns eine kleine Personenfähre fast direkt in die Altstadt, die Staré Město.
Um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen, bietet Prag mit seinen rund 500 Türmen reichlich Auswahl. Wir entscheiden uns für den zentral gelegenen, rund 70 m hohen Altstädter Rathausturm, von dem aus man einen fantastischen Ausblick über den Altstädter Ring mit einer Vielzahl gotischer Bauten und Kirchen hat.
Natürlich dürfen bei einem Prag-Besuch auch ein Bummel über die berühmte Karlsbrücke – ihres Zeichens eine der ältesten Steinbrücken Europas – sowie die Prager Burg nicht fehlen.
So ein langer Fußmarsch einmal quer durch die Stadt macht natürlich hungrig. Doch auch hier muss der ausgelaugte Besucher nicht lange suchen. Kaum eine kleine Gasse oder ein weitläufiger Platz, auf dem nicht unzählige traditionelle Restaurants, charmante Cafés oder kleine Essensstände um die Gunst der ausgehungerten Touristen buhlen.
Neben der deftigen, eher fleischlastigen warmen Küche werden auch allerlei süße Leckereien angeboten. Vor allem der aromatisch-intensive Duft des „Trdelník“, einem rollenförmiges Gebäck, das traditionell über offenem Feuer gebacken wird, ist einfach zu verführerisch.
Das mit gehackten Nüssen bestreute Süßgebäck wird entweder pur gegessen oder, wenn man es so richtig süß mag, auch mit Schlagsahne, Früchten oder Eis gefüllt. Mit dieser üppigen Füllung wird das Trdelník zu einer wahren Geschmacks- und auch Kalorienbombe. Aber wir finden, diese süße Verführung ist jede Kalorie wert!
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